Vereinsgeschichte


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Der Stenografenverein Langen wurde am 27. Juni 1897 von einigen Anhängern des Gabelsbergerschen Systems gegründet. Erster Vorsitzender war damals der Gerichtsschreiber W. Usinger. Der erste Unterricht wurde von dem damaligen Vorsitzenden des Stenografenverbandes Hessen-Nassau, Karl Bartel, geleitet. Unterrichtslokal war die Gaststätte „Frankfurter Hof“, Ecke Bahn- und Mühlstraße.

In den folgenden Jahren übernahm der Kurzschriftpionier und Kammerstenograph Michael Winkler (Gründer von Winklers Verlag Gebrüder Grimm, Darmstadt) den Unterricht. Seinem Wirken verdankte der Verein damals seine Festigung und Aufwärtsentwicklung. 1901 folgte der an der damaligen Höheren Bürgerrealschule tätige Oberschullehrer Jakob Erckmann als Vorsitzender und Unterrichtsleiter. Der Stenografenverein Langen entwickelte sich stetig aufwärts. Sein erfolgreiches Wirken wurde auch von der Stadtverwaltung Langen anerkannt. Am 28. Oktober 1906 beschloss die Stadtversammlung, eine Straße nach dem großen deutschen Systemerfinder Franz Xaver Gabelsberger zu benennen: die noch heute bestehende Gabelsbergerstraße.

Auf dem Bundestag 1910 in Stuttgart wurde Wilhelm Conte, Mitglied des Langener Stenografenvereins, für seine vorzügliche Leistung in Stenografie ausgezeichnet. Ab dem Jahre 1912 führte der Kaufmann Adam Bambach den Vorsitz des Vereins.

Im Jahre 1913 wurde in Langen ein zweiter Stenografenverein gegründet, der sich den Namen „Stenographengesellschaft 1913“ gab. Den Vorsitz dieses Vereins übernahm Philipp Steitz. Beide Vereine nahmen einen guten Aufschwung und es wurden durch vorbildlichen Unterricht Meisterschreiber herangebildet, die im ganzen Verbandsgebiet einen guten Namen hatten.

Während des 1. Weltkrieges wurde der Vereinsbetrieb von jüngeren Mitgliedern aufrechterhalten. Der spätere Ehrenvorsitzende, Heinrich Schäfer, übernahm 1917 den Vorsitz. Im Rahmen der allgemeinen Einigungsbestrebungen kam es auch zur Vereinigung der beiden Langener Vereine, und zwar am 31. März 1921 unter dem Namen „Stenographenvereinigung Gabelsberger Langen“. Erster Vorsitzender war der damalige Druckereibesitzer und Herausgeber der „Langener Zeitung“, Georg Kühn; die weiteren Vorstandsmitglieder waren Fritz Heller, Fritz Hunkel, Adam Lohr und Heinrich Schäfer. Als Unterrichtsleiter wirkten Karl Fürstenberger, Simon Schroth und Heinrich Werner. Die Vereinigung der beiden Vereine wirkte sich auf das ganze stenografische Leben in Langen sehr segensreich aus, und die Mitgliederzahl wuchs beträchtlich. Hinsichtlich der Leistungen wurden immer größere Erfolge erzielt.

Mit der Einführung der Deutschen Einheitskurzschrift im Jahre 1924 stellte der Verein unter dem Vorsitz von Heinrich Schäfer sofort auf diese um. Es war nun die primäre Aufgabe der Vereinsleitung, die Jugendlichen in der Deutschen Einheitskurzschrift auszubilden und sie für ihren Beruf vorzubereiten. Schon ein Jahr nach Einführung der Deutschen Einheitskurzschrift, also 1925, legten Hans Eichner und die Brüder Georg und Willi Krumm die Handelskammerprüfung erfolgreich ab. Zu dieser Zeit gehörten dem Verein zahlreiche Meisterschreiber an, die ihn bei regionalen und überregionalen Leistungsschreiben würdig vertraten. Dies waren in erster Linie Friedel Dröll, Hans Eichner, Karl Gremm, Georg Krumm (der den Verein auf dem Bundestag 1930 in Berlin mit einer hervorragenden Leistung vertreten hatte), Wilhelm Krumm, Eugen Sallwey und Philipp Sehring.

Seit 1935 bietet der Verein Unterricht im Maschinenschreiben an. Es war das besondere Verdienst von Robert Baeumerth, dass bald viele interessierte Jugendliche für das 10-Finger-Blindschreiben gewonnen und zu guten Schreibern ausgebildet werden konnten.

Durch die Wirrnisse und Folgen des 2. Weltkrieges musste die Arbeit im Verein ruhen. Am 11. Juni 1949 konnte der Verein durch Hans Eichner, Hermann Keim, Georg und Wilhelm Krumm, Heinrich Schäfer, Ludwig Schroth und Heinrich Werner unter dem Namen „Stenographenverein 1897 Langen“ wiedergegründet werden. Erster Vorsitzender wurde wieder Heinrich Schäfer, der den Verein bereits vor dem Krieg geführt hatte. 1951 lag der Vorsitz bei Hermann Keim. Auch er nahm seine Aufgabe sehr ernst, und im selben Jahr wurde der Unterricht im Maschinenschreiben wieder aufgenommen. Besondere Verdienste als Unterrichtsleiter erwarben sich auf diesem Gebiet die Schriftfreunde Robert Baeumerth und Wilhelm Krumm, denen sich später Walter Arzt und Inge Freyermuth anschlossen. Unterrichtsleiter für Kurzschrift waren zu dieser Zeit die Schriftfreunde Hans Eichner (zugleich Unterrichtsobmann), Richard-Gerhard Kappner, Georg Krumm, Hans Krumm und Fritz Sehring.

Der Verein erlebte nach der Wiedergründung einen starken Aufschwung. 1960 wurde der 67. Hessische Verbandstag in Langen durchgeführt. Der Jugendmeister im Maschinenschreiben kam damals aus Langen: Karl Weber. 1961 übernahm Hans Eichner den Vorsitz, der den Verein neben seinen anderen Aufgaben (als langjähriger Vorsitzender des Bezirks Darmstadt und als stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Stenografenverbandes) mit großer Umsicht und Eifer führte.

Ab 1967 leitete Günther Krumm, der Sohn von Georg Krumm, den Verein. Das unumstößliche Ziel des neuen Vorstandes war, dem Verein die Beachtung und Anerkennung in der Öffentlichkeit zu verschaffen, die er verdiente. So galt sein besonderer Einsatz der Öffentlichkeitsarbeit, die dem Stenografenverein 1897 Langen E. V. im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus einen guten Namen verschaffte.

In all den Jahren seit der Wiedergründung des Vereins war das vordringliche Thema ein sorgfältig vorbereiteter und durchgeführter Unterricht. Die Lehrgänge reihten sich wie endlose Ketten aneinander. Als dann die inzwischen zur Realschule umgewandelte Wallschule erweitert werden sollte, verdankte der Verein den Entscheidungen der Stadt Langen unter Bürgermeister Kreiling und Stadtverordnetenvorsteher Jensen den Umzug der Unterrichtsstätte in die neu erbaute Adolf-Reichwein-Schule in der Zimmerstraße zu Beginn des Jahres 1968. Der Vorstand lenkte nun sein Hauptaugenmerk auf gute Rahmenbedingungen für den Unterricht und eine Ausweitung des Unterrichtsbetriebes.

1973 wurde der Unterricht auf damals modernste elektromechanische Schreibmaschinen umgestellt: Es wurden 30 IBM-Kugelkopf-Maschinen angeschafft und der Schreibmaschinensaal auf Initiative von Günther Krumm elektrifiziert sowie mit praktischen Schreibmaschinentischen und höhenverstellbaren Drehstühlen ausgestattet. Auch die Aus- und Fortbildung von erfahrenen und qualifizierten Unterrichtsleitern wurde konsequent durchgeführt und gefördert. Günther Krumm konnte den Verein ein gutes Stück vorwärts bringen: Anerkennung als vorbildliche Unterrichtsstätte durch das Bundesinstitut für berufliche Bildung, wertvolle Unterstützung der Stadt und der Volkshochschule, guter Besuch der Lehrgänge, steigende Mitgliederzahlen und vor allem hervorragende Leistungen und Erfolge bei Wettbewerben bis hin zu den Weltmeisterschaften waren und sind Früchte seiner Arbeit.

Die Steigerung der Aktivitäten auf allen Gebieten führte den Verein ab den 70er Jahren zu einer wahren Blütezeit, die gesamte Vereinsarbeit glich förmlich einem „Selbstläufer“: Die Erfolge spornten Vorstandsmitglieder, Mitglieder, Wettschreiber und Schüler zu immer höheren Leistungen an. 1972 richtete der Verein den 75. Hessischen Stenografentag aus. Dazu der Bürgermeister: „Wir, seitens der städtischen Körperschaften, sind stolz auf diesen aktiven und dynamischen Verein.“ In der Jahreshauptversammlung 1976 wurde Sparkassendirektor Hermann Keim zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Er ist seit 1932 Mitglied des Vereins, war über viele Jahre hinweg Unterrichtsleiter sowie 10 Jahre lang erster und 14 Jahre lang zweiter Vorsitzender.

Den 80. Geburtstag des Vereins feierten die Stenografen anlässlich des Südhessischen Stenografentages des Bezirks im Mai 1977 mit großen Wettschreiberfolgen. Die Arbeit des engagierten Vorstandes mit Michael Raub als Wettschreibobmann wurde in diesen Jahren mit zahlreichen Wettschreiberfolgen belohnt. Nach 17-jähriger Rekord- und überaus erfolgreicher Amtszeit als Vorsitzender übergab Günther Krumm im Januar 1984 den Vorsitz an Sparkassendirektor Walter Arzt.

Im Jahre 1986 erfolgte eine weitere Modernisierung des Schreibmaschinenparks. Für den Unterricht wurden 35 elektronische Typenradschreibmaschinen (Gabriele 9009 von Triumph Adler) angeschafft. Das Jahr 1988 stand im Zeichen noch engagierterer Öffentlichkeitsarbeit. Dr. Achim Ament kreierte ein Emblem, das seitdem die Vereinsnachrichten ziert sowie als Aufkleber zu haben ist.

Im gleichen Jahr erweiterte der Verein sein Unterrichtsangebot um spezielle Maschinenschreibkurse für Kinder. Die erfahrene Lehrerin Ursula Beitsch engagierte sich damals besonders für diese Kinderkurse und führte die Kinder zum erfolgreichen Abschluss und zum Teil sogar zu sehenswerten überörtlichen Wettschreiberfolgen.

Am 09.11.1988 verstarb nach langer schwerer Krankheit der Vorsitzende Walter Arzt. Er hatte 38 Jahre dem Verein angehört, davon 36 Jahre als Vorstandsmitglied. In der Jahreshauptversammlung am 25.02.1989 wählten die Mitglieder Michael Raub als Vorsitzenden.

Anlässlich des 105. Hessischen Verbandstages fanden 1989 die Hessischen Meisterschaften in Kurzschrift und Maschinenschreiben in Langen statt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete ein rauschender Stenoball in der Langener Stadthalle. Im Gabelsbergerjahr 1989 wurden erstmals durch Unterrichtsleiter des Vereins bei der Bundesanstalt für Flugsicherung Lehrgänge zum Erlernen des Tastschreibens am PC abgehalten. Im Juni 1990 war es dann soweit: Nach langen Verhandlungen mit der Stadt und mit der Volkshochschule konnte der Verein im Alten Rathaus an Computern der Stadt endlich PC-Kurse anbieten. Begonnen wurde mit Einführungskursen zu Betriebssystemen und mit Kursen in Textverarbeitung (Word 5.0).

Am 11.07.1990 verstarb das hochverdiente Ehrenmitglied Hans Eichner. Er hatte dem Verein seit 1918 als Mitglied angehört und sein ganzes Leben „seiner“ Kurzschrift gewidmet. Er war in fast all den Jahren Mitglied im Vorstand gewesen, außerdem 21 Jahre lang Vorsitzender des Bezirks sowie 25 Jahre zweiter Vorsitzender des Hessischen Stenografenverbandes und Mitglied des Bundesvorstandes. Für seine aufopfernde Tätigkeit wurden ihm höchste Ehrungen zuteil bis hin zur Goldenen Plakette des Deutschen Stenografenbundes und dem Ehrenbrief des Landes Hessen.

Am 14.03.1992 übernahm Anita Schubert den Vorsitz. Der neue Vorstand setzte die bisherige engagierte Öffentlichkeitsarbeit fort. Im Sommer 1993 strahlte sogar der Fernsehsender RTL einen 3-minütigen Beitrag über den Langener Stenografenverein im Fernsehen aus. Ferner warb der Verein nun auch im Kino für seine Lehrgänge.

Zu Beginn des Jahres 1994 gab es nach langer Vorarbeit weitere positive Veränderungen im PC-Unterricht: Die Stadt stellte dem Verein und der VHS einen Raum im Kulturhaus Altes Amtsgericht in der Darmstädter Straße zur Verfügung. Der Verein kaufte 6 neue PCs, installierte Drucker und Netzwerk und erweiterte auch das Kursangebot um Fortgeschrittenenkurse, Workshops und verschiedene Schreib- und Kalkulationsprogramme. Nachdem ein Jahr später trotz Interventionen der Stadt und der VHS die zähen Verhandlungen mit dem Kreis Offenbach als Schulträger der Adolf-Reichwein-Schule gescheitert waren, musste der vom Verein eingerichtete und elektrifizierte Schreibmaschinensaal geräumt werden. Wieder einmal half die Stadt Langen dem Verein weiter und stellte im Alten Rathaus, Block A, einen Raum zur Verfügung.

Kurz vor seinem 92. Geburtstag starb am 10.04.1995 das langjährige Ehrenmitglied Heinrich Werner, der fast 80 Jahre lang Mitglied des Vereins gewesen war, 50 Jahre davon als Vorstandsmitglied (als Kassierer und Rechner). Heinrich Werner erhielt für sein erfolgreiches Wirken neben hohen stenografischen Auszeichnungen auch den Ehrenbrief des Landes Hessen.

Seit etwa 20 Jahren schon hatten einige Vorstandsmitglieder die Idee, die Deutschen Meisterschaften in Kurzschrift und Maschinenschreiben einmal in Langen durchzuführen. 1995 wurde Langen zum Austragungsort der Deutschen Meisterschaften – im Jahr des 100-jährigen Bestehens des Vereins – bestimmt.

Im gleichen Jahr verstarb das hochverdiente und langjährige Ehrenmitglied Georg Krumm im Alter von 85 Jahren. Er war seit 1921 Mitglied des Vereins und 60 Jahre lang Vorstandsmitglied gewesen. Für seine aktive Mitarbeit in der stenografischen Organisation – auch überregional und über die Grenzen Deutschlands hinweg – erhielt er höchste stenografische Auszeichnungen sowie den Ehrenbrief des Landes Hessen und die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

In der Jahreshauptversammlung 1996 trat Anita Schubert aus beruflichen Gründen als Vorsitzende zurück. Zunächst fand sich aus dem Kreis der Mitglieder niemand, der den Vereinsvorsitz übernehmen wollte. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 19.04.1996, der wohl ersten dieser Art in der Vereinsgeschichte, wurde dann Stefan Kolic zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften in Kurzschrift und Maschinenschreiben 1997 wurde ein voller Erfolg. In verschiedenen Ausschüssen waren die Wettschreiben, der Empfang, die Festschrift, das Rahmenprogramm, die Cafeteria, der Jubiläumsball und die Siegerehrung vorbereitet worden. Mehrere hundert Stenografen und Maschinenschreiber reisten aus dem gesamten Bundesgebiet nach Langen, um sich im schreiberischen Wettstreit zu messen. Hierfür wurde die komplette Adolf-Reichwein-Schule genutzt. Aus den Klassenzimmern wurden Tische in die Turnhalle geräumt, die alle elektrisch verkabelt wurden, so dass 100 Teilnehmer pro Durchgang an den Deutschen Meisterschaften im Maschinen- und Computerschreiben gleichzeitig teilnehmen konnten.

Die Stadt Langen unterstützte den Stenografenverein nach Kräften (Ausrichtung des Empfangs der Ehrengäste, Beflaggung, Zurverfügungstellung der Stadthalle, unbürokratische Zusammenarbeit in Sachen Pressearbeit, Genehmigungen, usw.). Schirmherr der Veranstaltung war Bürgermeister Dieter Pitthan.

Neue kulinarische Köstlichkeiten wurden kreiert: In allen Langener Eiscafés war der „Stenografenbecher“ erhältlich, und auf dem Jubiläumsball in der blau-weiß geschmückten Stadthalle (den Farben der Stenografen) gab es „Stenografentoast“, während eine Bigband für die flotten Ball-Rhythmen sorgte. Bei der Siegerehrung musizierte der Harmonika-Spielring. Auf den Siegermedaillen war die Langener Stadtkirche abgebildet.

Zahlreiche Mitglieder des Langener Stenografenvereins halfen einträchtig bei der Durchführung dieser Großveranstaltung mit Medaille.

Seit dem 07.06.1997 ist Regine Hoppe (jetzt verh. Daneke) Vorsitzende des Vereins.

In der Jahreshauptversammlung 1998 wurde beschlossen, weiterhin PC-Unterricht zu geben und neue PCs anzuschaffen. 1999 wurden 7 neue PCs gekauft und der neue PC-Raum im Kulturhaus Altes Amtsgericht bezogen, den die Stadt eigens dafür hergerichtet hatte. An der Finanzierung des Projekts beteiligten sich die Stadt Langen, die Sparkasse Langen-Seligenstadt und Günther Krumm. Die Organisationsarbeit wurde größtenteils von dem 1999 neu in den Vorstand gewählten EDV-Beisitzer Anton Konetschnik und von Systemadministrator Frank Jörgens geleistet. Mitglied Wolf Dieter Sallwey gab die entscheidenden Impulse zur Einführung von Internetkursen. Zurzeit hat der Stenografenverein Langen knapp 120 Mitglieder.

© 2002-2015 Stenografenverein 1897 Langen E.V. | 08.01.2015